Kinderschutzbund startet Bürgernetzwerk und Spendensammlung für den Wald

In 40 bis 50 Jahren wollen sie hier durch ein Eichenwäldchen streifen. Vor allem die Kinder waren – trotz corona-bedingter Distanz, mit Eifer bei der Sache. Stadtbürgermeister Michael Thiesen hatte seine Freude daran.

Bäume pflanzen für Kinder und Enkel – Informationen und Denkanstöße – Aktion „Westerwald-Kinder“

HÖHR-GRENZHAUSEN. 200.000 Bäume werden die Förster in den Revieren der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen fällen. Weite Teile der Montabaurer Höhe sind schon kahl, ein Bild, das die Menschen der Region schockiert. Welchen Wald hinterlassen wir unseren Kindern? Diese Frage hat sich der Kinderschutzbund (DKSB) gestellt und die Initiative „Westerwald-Kinder“ gegründet. Gemeinsam mit Partnern, Spendern und Sponsoren soll die Aufforstung unterstützt, sollen Informationen und Denkanstöße gegeben werden.

Schon vor dem offiziellen Start fand der DKSB-Kreisverband Westerwald / Ortsverband Höhr-Grenzhausen tatkräftige Unterstützung: Die „Zweite Heimat“ packte bei den Vorbereitungen mit an, der Seniorenbeirat sicherte seine Hilfe und eine Spende zu, und Hotelier Olaf Gstettner von der „ZUGBRÜCKE“ in Grenzau war als Sponsor der ersten Stunde dabei.

Mit so viel Rückenwind zogen Initiatoren und Mitstreiter in den Wald am „Flürchen“, um auf einer gut erreichbaren Fläche, direkt am Walderlebnispfad und nahe der Strühtenhütte gelegen, symbolisch die ersten Eichen zu pflanzen. Stadtbürgermeister Michael Thiesen freute sich, wie die Kinder eingebunden werden: Dass sie anpacken dürfen, viel über den Wald lernen werden und die jungen Pflänzchen begleiten, bis sie in 40 oder 50 Jahren ein neuer Wald geworden sind.

Bürgermeister Thilo Becker erinnerte an die deutlich geringeren Schäden, die der Orkan Wiebke vor 30 Jahren hinterlassen hat – und dass auf den betroffenen Flächen immer noch kein „Wald“ entstanden ist. Welche Auswirkungen der Kahlschlag der Jahre 2019 und 2020 hat – zum Beispiel auf Ertrag und Qualität der größten Trinkwassergewinnungsanlage der Verbandsgemeinde – sei noch nicht absehbar.

Olaf Gstettner von der „ZUGBRÜCKE“ begründete, warum er ohne Zögern seine Unterstützung zugesagt hat: Mit seinem Hotel will er sich so umweltfreundlich und ressourcenschonend wie möglich verhalten und sich zudem aktiv für eine gesunde Umwelt in der Region einsetzen. Jede von den Gästen abbestellte Zimmerreinigung erhöht die Spendensumme für Umweltprojekte wie die „Westerwald-Kinder“; das sei sein „Herzensprojekt“. Marianne Freisberg vom Seniorenbeirat rückte die Beziehung zwischen Großeltern und Kindern in den Mittelpunkt: Was es da alles über den Wald zu erzählen gibt, was die Generationen hier gemeinsam erlebt haben. Das dürfe nicht enden.

„Was hier passiert, ist den Leuten schlimm.“ Diese Erfahrung hat Revierförster Detlev Nauen gemacht. „Die Menschen stehen zu ihrem Wald, und ihnen tut es weh zu sehen, wie die Bäume im Container nach Fernost weggebracht werden.“ Er verspricht sich von den „Westerwald-Kindern“ nicht nur direkte Unterstützung, sondern auch ein Wir-Gefühl der Bürger für ihren Wald – „eine tolle Aktion“.

Die Kinderschutzbund-Vorsitzende Heidi Ramb dankte allen für die Unterstützung, insbesondere dem Team im DKSB, das die Initiative vorbereitet hat und nun betreibt. Was am Weltkindertag mit einer Streuobstwiese seinen Anfang genommen hat, wird jetzt im Wald fortgesetzt, sagte sie.

25 Eichen, aber auch Zedern, Esskastanien, Lärchen, Weißtanne und Schwarznuss wurden zum Auftakt des Projekts „Westerwald-Kinder“ am Fuß des Köppels in Höhr-Grenzhausen gepflanzt. Der Kinderschutzbund will gemeinsam mit Spendern, Sponsoren und Partnern dafür sorgen, dass auch unsere Kinder und Enkel einen gesunden Wald haben. Es soll ein Bürgernetzwerk entstehen, das die allgemeine Betroffenheit über 100.000-fachen Baumverlust in Engagement für den Wald verwandelt.

Spender, Sponsoren und weitere Netzwerk-Partner sind herzlich willkommen, fügte Joachim Türk hinzu, der die „Westerwald-Kinder“ für den Kinderschutzbund betreut. Spender können wahlweise freie Beträge spenden, auch online, oder Baumpatenschaften übernehmen für zehn Euro. Für diesen Betrag werden zwei Bäume gekauft, gepflanzt und vor Verbiss geschützt. Außerdem wird für jeden Baumpaten eine Erinnerungstafel aus Keramik gefertigt, mit einer persönlichen Widmung versehen und im Wald angebracht. Auf Wunsch gibt es zur Baumpatenschaft eine weitere Keramik-Plakette für daheim oder als Geschenk. Infos, Online-Spenden und Baumpatenschaften: westerwald-kinder.de.

Natürlich werden auch weitere Sponsoren gesucht. Auch deren Mittel fließen in verschiedene Aufforstungsprojekte, sollen aber zusätzlich genutzt werden, um an verschiedenen Stellen im Wald Denkanstöße zu geben und kindgerechte Informationen anzubieten über die Bedeutung des Waldes für Klima, Wasser, Luft – und Erholung, wie besonders viele Menschen gerade während der Lockdowns erfahren.

Sobald die Pandemie es wieder erlaubt, sollen auch Schulen und Kitas in das Projekt eingebunden werden. Die Förster möchten in den Schulen über ihren Wald berichten und die Kinder und Jugendlichen im Wald begrüßen, wo die Waldkinder auf die Westerwald-Kinder warten.