HÖHR-GRENZHAUSEN. Was wegen der Pandemie-Vorschriften begann, ist nun ein Projekt für den Wald geworden: der Verzicht auf die eine oder andere Zimmerreinigung. Die beiden führenden Wellness-Hotels der Region, das Hotel Heinz (Höhr-Grenzhausen) und das Hotel Zugbrücke (Grenzau), spenden im Gegenzug Bäume. Projektpartner sind die „Westerwald-Kinder“ des Kinderschutzbundes, die dafür sorgen, dass nachhaltig und klimastabil gepflanzt, dass die Bäumchen vor Wildverbiss geschützt, über die ersten Jahre hinweg gepflegt und bei größeren Ausfällen ersetzt werden.
- Wellness-Hotels Heinz und Zugbrücke spenden Bäume, wenn Gäste auf Zimmerreinigung verzichten, und die finden das gut
- Stadtbürgermeister Michael Thiesen: ein nachahmenswertes Projekt
- Westerwald-Kinder sammeln bisher 40.000 Euro
„Wir sind auch privat Freunde des Waldes, der ja direkt an unserm Hotel anfängt, und wir teilen diese Begeisterung mit unseren Gästen“, sagt Hotel-Chefin Christina Heinz. Sie und ihre Team wollen mithelfen, die Schäden schnell und sinnvoll zu beheben, die Trockenheit und Borkenkäfer angerichtet haben. Ihr Kollege Olaf Gstettner von der „Zugbrücke“ war der erste Partner der „Westerwald-Kinder“. Seine Gäste können entscheiden, wie oft ihre Zimmer gereinigt werden sollen – pro Verzicht ein Baum, das ist die Gegenleistung. Seit sie wieder Gäste empfangen dürfen, geben nun beide Top-Hotels dieses besondere Versprechen. Das Hotel Heinz setzt damit freiwillig fort, was in der Pandemie wegen der Abstandsregeln geboten war.
Und die Gäste finden das gut – auch weil sie damit nicht auf alle Annehmlichkeiten des Zimmerservice verzichten, sondern jederzeit beispielsweise Getränke oder frische Handtücher bekommen können. Ihnen genügt es, wenn die Zimmer nur jeden zweiten Tag gereinigt werden, und sie freuen sich, damit indirekt in den Wald ihrer Urlaubsregion zu investieren, sagt Christina Heinz. Olaf Gstettner: „Ich bin froh, mit den Westerwald-Kindern zusammenzuarbeiten, weil sie gesunde Umwelt in der Region und die Zukunft der Kinder miteinander verbinden“.
Stadtbürgermeister Michael Thiesen ist schon seit Wochen begeistert, was die „Westerwald-Kinder“ mit ihrer Aktion ausgelöst haben. Es ist eine Volksbewegung entstanden, in die sich mittlerweile auch andere Initiativen einreihen. Thiesen: „Das hätte ich niemals gedacht, wie sehr sich die Menschen mit ihrem Wald verbunden fühlen.“ Diese Erfahrung ist für ihn auch ein Zeichen an die Verantwortlichen in den Kommunen, alles zu tun, um den Wald am Leben zu erhalten. Weil es auf sympathische Art dabei hilft, würdigte er das Projekt der beiden Hotels in Zusammenarbeit mit den „Westerwald-Kindern“ als nachahmenswert. Auch weil es die Wiederbelebung des Waldes mit denen verbindet, die als nächste Generation den neuen Wald erleben und genießen werden.
Dem schloss sich Revierförster Detlev Nauen an. Die Initiative des Kinderschutzbundes habe die Beziehung der Menschen zu ihrem Wald sichtbar und fühlbar gemacht. Und ganz praktisch helfen die Spendenmittel, den Wald so zu erneuern, dass er dem Klimawandel standhalten kann: als Mischwald mit verschiedenen Baumarten, an die besonderen Gegebenheiten jedes Standorts angepasst. Aus den Mitteln der „Westerwald-Kinder“ und ihrer Baumpatenschaften seien bereits knapp zwei Hektar Fläche mit mehr als 4600 Bäumen bepflanzt worden. Und gleich zu Beginn der neuen Pflanzsaison geht es weiter.
Für den Kinderschutzbund verantworten Melanie Hermann und Joachim Türk das Projekt. Die Patenschaften, Spenden und Sponsoren haben bereits 40.000 Euro erbracht. Damit sind nicht nur weitere Aufforstungen gesichert, sondern auch Angebote für Familien wie das erste „Westerwald-Kinder-Achtsamkeits-Pfädchen“ am Brexbach, das der Forstausschuss der Stadt bereits genehmigt hat, und das nun bald im Stadtrat auf der Tagesordnung steht.
Joachim Türk dankte den beiden Hotel-Chefs für die Unterstützung und die gute, auf gemeinsamer Überzeugung beruhende Zusammenarbeit. Jedes Hotel wird an Aufforstungsflächen in Standortnähe als Partner sichtbar sein, so dass die Gäste nachvollziehen können, wo sie durch ihren kleinen Verzicht einen großen Zuwachs schaffen. Das Hotel Heinz möchte in seiner Boutique sogar Baumpatenschaften als Reise-Mitbringsel anbieten – ein Stück Westerwald für die Daheimgebliebenen, verbunden mit der Aufforderung, einmal diesen Ort zu besuchen, wo die Menschen ihren Wald so sehr schätzen.